Eine (fast) unglaubliche Geschichte:
Eine Kollegin erzählte mir neulich, dass sie und ihr Mann, Bekannte aus dem Urlaub zu sich nach Hause eingeladen haben.
Diese Bekannte wollten höflich sein und brachten ein Geschenk mit. Sehr unkreativ kamen sie mit einem Amazon-Gutschein. Das ist nicht besonders spektakulär.
Aber (haltet euch fest) der Gutscheinwert belief sich auf eine Höhe von 200,- EUR.
Hey, vielleicht ist das in der High-Society üblich, aber für Normalverdiener, ist das kein Geschenk, sondern etwas Unangenehmes. Entsprechend fühlte sich meine Kollegin auch, als sie mir davon erzählte.
Damit ein Geschenk Freude macht, ist es umso wichtiger, auch auf einen angemessenen Wert zu achten. So vermeiden wir, dass die beschenkte Person in Verlegenheit kommt.
Normalerweise haben wir einigermaßen ein Gefühl dafür, wie teuer ein Geschenk sein darf.
Aber es gibt manchmal bestimmte Anlässe, wie eine Hochzeit oder ein runder Geburtstag, die uns dann doch zum Nachdenken bringen.
Muss ich denn dann mehr für ein Geschenk ausgeben? Wie teuer sollte das Geschenk sein?
Was mache ich, wenn es finanziell bei mir knapp ist?
Oder ist es nicht eigentlich egal, wie viel wir ausgeben? Die Idee zählt doch mehr als der Preis.
Ich stelle Dir im folgenden Artikel gerne ein paar Anregungen vor, mitunter auch nach Knigge.
Und ich habe eine sehr interessante Studie zum Thema Preiswahrnehmung bei Geschenken gefunden.
Wie teuer sollte ein Geschenk sein? Es kommt darauf an
Ja genau, es kommt darauf an. Und das sind die Kriterien, die den Unterschied ausmachen:
# Besonderer Geburtstag
Das wäre zum Beispiel ein runder Geburtstag oder der 18. Geburtstag.
Denn hierbei handelt es sich um seltene Geburtstage. Natürlich jeder Geburtstag ist zwar einmalig, aber manche sind nun mal besonders.
Wenn Du der jeweiligen Person sonst immer ein Geschenk, zum Beispiel im Wert von 30,- EUR, gemacht hast, dann wären bei einem runden Geburtstag ein Geschenkwert bis zu 50,- € angemessen.
Bei allen Geschenken, die diesen Wert übersteigen, legen die meisten dann doch lieber zusammen.
# Persönliche Beziehung
Je enger die Beziehung zur beschenkten Person ist, desto mehr geben wir für das Geburtstagsgeschenk aus. So kann es schon mal sein, dass die eigenen Kinder ein Geschenk im Wert von 100,- € oder mehr zum Geburtstag bekommen.
Aber hier spielt mehr der Geschenkwunsch eine Rolle, als der Betrag, denn damit wirst Du am besten punkten.
Also finde unbedingt heraus, was sich die Person immer schon gewünscht hat.
# Finanzielle Verhältnisse
Nicht nur die eigenen finanziellen Verhältnisse, sondern auch die des zu Beschenkenden spielen eine große Rolle. Für Personen, die finanziell weniger gut aufgestellt sind, könnte ein teures Geschenk unangenehme wirken und sie könnten sich verpflichtet fühlen, bei Gelegenheit ein ebenso gleichwertiges Geschenk zu kaufen.
Falls Du Dich finanziell weniger outen möchtest, empfiehlt es sich mehrere kleine Dinge (evtl. auch was Selbstgemachtes) in einer schönen Box zu verschenken.
Denn mehrere kleinere Geschenke wirken wie ein großes Geschenk und dadurch sorgst Du künstlich für eine Wertsteigerung.
# Große Party
Wird der Geburtstag in einer besonderen Location oder sehr aufwendig gefeiert, ist es auch üblich, etwas mehr Geld für das Geburtstagsgeschenk auszugeben.
Hier verhält es sich dann ähnlich wie bei einem runden Geburtstag.
Deshalb kannst Du hier grob 1/3 mehr Geld für das Geschenk ausgeben.
Wie viel geben andere aus?
Folgende Anhaltspunkte ergaben meine Recherchen:
- Allgemeines Geschenk: 20 – 30,- €
- Hochzeitsgeschenk: Familie ab 100,- €, pro eingeladene Person, Freunde 100,-€ pro Person, Bekannte zwischen 50 und 100 € pro Person, Bekannte (eingeladen, aber nicht anwesend gewesen) 30,- € pro Person.
- Kindergeburtstagsfeier: 10 – 20,- €
- Trauerfeier: 20 – 50,- € (hier wird kein Geschenk gekauft, sondern Geld in eine Trauerkarte gelegt. Der Betrag ist davon abhängig, wie gut man die Person kannte)
- Taufe/Kommunion/etc.: Taufpaten max. 150,- € pro Person, Familie je nach Paar max. 150,-€, Freunde bis zu 50,- €, Bekannte unter 30,-€.
- Weihnachtsgeschenk: eigenes Kind 50,- €, Partner max. 150,-€, Familie max. 50,-€, Freunde min. 20,- €, Bekannte und Kollegen 10,-€.
- Ostergeschenk: 30,- € (je nach Beziehungsverhältnis)
- Geburtstag: eigenes Kind 50,- €, Partner mehr als 50,-€, Familie max. 50,-€, Freunde 30,- €, Bekannte 15,-€, Kollegen max. 15,-€ (wenn gesammelt wird dann zwischen 2,- € bis 5,- €)
- Geburt: 20 – 100,- € (je nach Beziehungsverhältnis)
- Krankenbesuch: 20,- €
- Abschiedsgeschenk: 10 – 20,- € (falls zusammengelegt wird, zahlen die meisten zwischen 2 ,- € bis 5,- €)
Aber das ist hier einfach nur ein Hinweis, kein Muss. Es kommt immer auf die eigene finanzielle Situation an, wie viel jeder für ein Geschenk ausgeben möchte und kann.
Mir ist es dabei wichtig noch zu erwähnen, dass sich bitte niemand wegen eines Geschenks verschulden sollte. Denn das kommt leider häufig vor und das ist nicht in Ordnung.
Es ist immer möglich, ein tolles Geschenk für wenig Geld zu finden, aber dafür muss man Zeit und Motivation investieren.
Also kommt es auf den Preis an?
1994 untersuchten Dr. Robben und seine Kollegen an der Tilburg University, wie sich die Kostenwahrnehmung eines Geschenks, aus der Position „Schenker“ und „Beschenkte“ unterscheidet.
Dabei wurden vier verschiedene Experimente mit 112 Teilnehmer (49 Frauen und 63 Männer) durchgeführt. Man wollte herausfinden, welche Faktoren, bei der Bewertung eines Geschenks nach seinem Wert, eine Rolle spielen.
Hier ist man von vier verschiedenen Komponenten ausgegangen: finanzieller, zeitlicher, physischer und psychischer Aufwand.
Konkret ist Folgendes damit gemeint:
– Finanziell > Wie viel Geld wurde für das Geschenk ausgegeben?
– Zeit > Wie viel Zeit wurde investiert, um sich für das Geschenk zu entscheiden?
– Psychischer Aspekt > Wie viele Gedanken hat sich der Schenker gemacht? Hat er wirklich die Bedürfnisse und den Geschmack der zu beschenkenden Person berücksichtigt?
– Physischer Aspekt > Wie viel körperliche Mühe hat sich der Schenker damit gemacht? Ist es selbstgemacht? Ist der Schenker von einem Geschäft ins andere gelaufen oder gar in eine andere Stadt gefahren?
Das Ergebnis zeigte eine deutliche Signifikanz:
– Zum einen gibt es keinen Zusammenhang zwischen Kostenwahrnehmung und Präferenz.
Was bedeutet das? Es heißt, dass ein Geschenk nicht aufgrund seines Geldwertes gleich wertvoller ist.
– Je mehr Zeit, physischer und psychischer Aufwand investiert wurde, desto hochwertiger wird das Geschenk vom Beschenkten beurteilt.
Das erklärt´s auch, warum manchmal Souvenir-Geschenke aus Reisen als ein viel tolleres Geschenk bewertet werden, als ein normales Geschenk, welches im nächsten Shop gekauft wurde.
– Beim Schenker wirkte sich nur der physische Aspekt auf die Wahrnehmung des Geschenkwertes aus.
Also der Schenker bewertet dann das Geschenk für sehr wertvoll, wenn er sich sehr viel Mühe gemacht hat, das Geschenk zu besorgen. Aber auch in der Art und Weise, wie das Geschenk übergeben wurde, das kann zum Beispiel bedeuten, wie aufwendig er es verpackt hat.
Die Studie zeigt, das, was wir eigentlich schon immer wussten, je mehr Du Dir Mühe machst, das richtige Geschenk zu finden, desto hochwertiger ist es.
Also: Es zählt nicht der Preis, sondern der Aufwand.
7 Tipps, um das perfekte Geschenk zu finden!
Hier findest Du ganz schnell und einfach die besten 7 Tipps, um wirklich ein perfektes Geschenk zu finden!
Ich hatte selbst eine Phase in meinem Leben, in welcher ich finanziell schlechter da stand, als andere.
Aber natürlich wollte ich nicht, dass meine Geschenke, darauf hinwiesen.
Also, was tat ich?
Entweder habe ich mich bei einem größeren Geschenk mit eingebracht und zahlte was dazu, so war es immer noch günstiger für mich, als ein eigenes Geschenk zu besorgen.
Oder ich kaufte ein kleines Geschenk und pimpte es etwas auf, zum Beispiel mit etwas Selbstgemachtem. Meistens waren das typische „Geschenke aus der Küche“, wie zum Beispiel Pralinen, Likör, etc.
Viel Spaß beim Schenken!
Deine Anita 🎁
Ein Geschenk darf nicht an seinem finanziellen Wert und an der Höhe der Kosten gemessen werden. Deshalb lieber eine „Nummer kleiner“ als zu groß!
– Knigge
Quelle:
Robben, H. S. J., & Verhallen, T. M. M. (1994). Behavioral costs as determinants of cost perception andpreference formation for gifts to receive and gifts to give. Journal of Economic Psychology, 15(2), 333-350.
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